von Philipp Ikrath
Auch nach einem Jahr Remote-Arbeit haben sich die Österreicherinnen und Österreicher noch nicht an das Homeoffice gewöhnt. Das ergibt eine e-dialog-Vergleichsstudie, in der wir im Abstand von einem Jahr jeweils 500 Personen, die von zu Hause aus arbeiten, zu ihrer Lage im Homeoffice befragt haben.
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Mehr ErfahrenWir haben 2020 und 2021 erhoben: Wie fühlen sich Österreichs Berufstätige im Homeoffice? Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:
Im Homeoffice sind wir produktiver. Im Homeoffice lassen wir uns zu leicht von anderen Dingen ablenken und prokrastinieren gemütlich vor uns hin. Im Homeoffice ersparen wir uns mühsame Kollegen. Im Homeoffice fehlt uns der Tratsch mit eben diesen. Im Homeoffice kommen wir endlich zu uns selbst. Im Homeoffice entfremden wir uns von der Welt und werden depressiv. Das Homeoffice, ein Segen, so die einen. Eine Zumutung, so andere. Ein Modell für die Zukunft. Eine Notlösung.
Klar ist: Es gibt zahllose Meinungen, wie es denjenigen geht, die seit einem Jahr überwiegend von zu Hause aus arbeiten, aber kaum Fakten. Wir können nachlesen, was Expertinnen unterschiedlichster Fachrichtungen zu dem Thema denken oder lautstarken Minderheiten Gehör schenken, die sich in Foren oder Social Media über Für und Wider des Homeoffice streiten. Um aber herauszufinden, wie es den von zu Hause aus Arbeitenden tatsächlich geht, müssen wir sie fragen. Und zwar nicht nur ausgewählte Stimmen, sondern eine repräsentative Auswahl von ihnen. Kurz: Das Homeoffice ist ein Fall für die Meinungsforschung.
Meinungsforschung ist dann das erste Mittel der Wahl, wenn wir in die Köpfe der Menschen schauen wollen, wenn wir uns für ihre Befindlichkeiten, ihre Hoffnungen und Befürchtungen oder ihre Ansichten zu einem Thema interessieren. Wir haben schon im April 2020 Heimarbeiterinnen und Heimarbeiter gefragt, wie sie mit der plötzlichen Umstellung auf Homeoffice zurechtkommen. Im April 2021 haben wir diese Befragung wiederholt.
2020 haben 46% der Berufstätigen überwiegend oder ausschließlich im Homeoffice gearbeitet, 2021 nur mehr 36%. Wir können heute also nicht nur sehen, wie es dieser Gruppe im Hier und Jetzt geht, sondern auch, wie sich ihre Einstellungen innerhalb des letzten Jahres geändert haben. Befragt wurden online jeweils 500 Österreicherinnen und Österreicher, die zum jeweiligen Befragungszeitpunkt überwiegend oder ausschließlich im Homeoffice gearbeitet haben. Als Befragungstool verwenden wir Google Surveys 360.
Von einer “neuen Normalität” ist jedenfalls immer noch wenig zu spüren. Das Homeoffice wird auch nach einem Jahr Übung noch als eine außergewöhnliche Situation empfunden. Immer noch sagen 6 von 10 Befragten, dass sich ihre derzeitige Situation sehr oder eher stark von ihrem gewohnten Arbeitsalltag unterscheidet. Im April 2020 waren dies mit 7 von 10 nicht wesentlich mehr.
Außergewöhnliche Situationen haben es zudem in sich, dass sie eines Tages vorbei sind und sich danach das Gewohnte wieder einstellt. So auch hier: Ein Fünftel meint, dass in ihrem eigenen Berufsalltag gar keine Veränderungen eintreten werden. 61% rechnen damit, dass sich nur punktuell etwas ändern wird. Das zeigt sich daran, dass 61% in der Zukunft nur mit einer der von uns vorgeschlagenen Veränderungen rechnen. Am ehesten noch beim Thema Homeoffice, aber auch hier denken nur 29%, dass sie nach der Krise mehr von zu Hause aus arbeiten werden. Etwas mehr als ein Viertel rechnet jeweils mit weniger Dienstreisen (28%) oder persönlichen Terminen (27%).
Welche dieser Dinge werden Sie nach der Corona-Krise vermutlich seltener tun als vor der Krise?
Besonders interessant ist, dass sich die Wahrnehmung von Vor- und Nachteilen des Homeoffice kaum geändert hat. Wir gehen üblicherweise davon aus, dass wir mit der Gewöhnung an eine Situation bestimmte Aspekte mit der Zeit zu schätzen lernen und sich an anderen Stellen dafür Herausforderungen auftun, mit denen wir zuvor nicht gerechnet haben. Hier ist dies aber nicht der Fall. Die Homeoffice-Neulinge des Jahres 2020 bewerten die Situation fast genau so wie die Veteranen des Jahres 2021.
Auffällig ist nur, dass heute weniger Befragte die freie Einteilung der Arbeitszeit als Vorteil sehen als 2020. Erstaunlich ist jedenfalls angesichts der rasanten Entwicklungen im letzten Jahr die Beständigkeit, mit der die Menschen auf die höchst unübersichtlichen Umstände reagieren. Deswegen möchte auch nur eine Minderheit von 14%, hätte sie die Wahl, in Zukunft gänzlich von zu Hause aus arbeiten. Genauso viele möchten ihr Homeoffice aber nie mehr von innen sehen.
Im April 2020 sagen 22% der Heimarbeiter, im Homeoffice schneller voranzukommen als im Büro, ein Drittel klagt über Effizienzverlust. 2021 geben 32% der Befragten an, schneller voranzukommen und 29%, dass sie langsamer arbeiten als im Büro. Der Rest kann keinen Unterschied im eigenen Arbeitstempo sehen. Hier beobachten wir also in Summe eine Steigerung des Arbeitstempos. Der Unterschied fällt aber verhältnismäßig gering aus, eine Gewöhnung beobachten wir auch hier nicht.
Arbeiten Sie im Homeoffice…
Wie wirken sich diese Ergebnisse nun auf das Befinden der Menschen aus? Sagten 2020 noch 56% der Heimarbeiter, mit der Situation im Homeoffice sehr oder eher zufrieden zu sein, sind es 2021 60%. Etwas stärker gestiegen ist aber der Anteil derjenigen, die eher oder sehr unzufrieden sind: von 13% auf 21%, was in Summe zu einem leicht schlechteren Stimmungsbild führt. Die übrigen positionieren sich in der Mitte.
Auch die allgemeine Stimmungslage ist im Vergleich zu 2020 schlechter geworden. Fühlten sich 2020 noch 56% sehr oder eher gut, waren es 2021 nur mehr 42%. 27% hingegen fühlen sich sehr oder eher schlecht (2020: 19%). Die übrigen positionieren sich erneut in der Mitte.
Mit dem steigenden Unwohlsein nimmt auch die Kritik an den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung zu. Wurden diese 2020 noch von fast zwei Dritteln als angemessen bewertet, vertreten diese Meinung heute nur mehr 27%. 35% gehen die Maßnahmen hingegen nicht weit genug, während sie für 17% über das Ziel hinaus schießen.
Was Ihre allgemeine Stimmung betrifft, wie fühlen Sie sich gerade?
2020 haben wir konstatiert, dass sich die Österreicherinnen und Österreich bei der Umstellung auf das Homeoffice bemerkenswert flexibel und unaufgeregt verhalten haben. Sie waren meist cool. Daraus dürfen wir aber nicht den voreiligen Rückschluss ziehen, dass sie nicht mehr in den Arbeitsalltag, wie sie ihn gewohnt sind, zurück möchten. Zwar wünscht sich die Hälfte der Befragten mehr Homeoffice als vor der Krise. Prophezeiungen, dass die Pandemie die Art und Weise, wie wir arbeiten wollen, grundlegend verändern wird, sollte man aber mit einem gehörigen Ausmaß an Skepsis begegnen. Der durchschnittliche Heimarbeiter will nämlich, von der einen oder anderen Anpassung einmal abgesehen, nichts verändern. Für sie oder ihn ist Corona keine Disruption sondern eine lästige Störung des Gewohnten.
Meinungsforschung zeigt uns immer wieder, dass sich zwar das Verhalten der Menschen in einem Ausnahmejahr wie diesem vorübergehend stark verändert, dass aber Werte, Einstellungen und Vorlieben, die sich in Jahrzehnten ausgebildet haben, davon kaum berührt werden. Mit dem Menschen als Gewohnheitstier bleibt zu rechnen.
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