von Christof Heimhilcher
Yandex gilt als das "Russische Google". Und wenn man sich das Produktportfolio ansieht, erkennt man auch warum: Browser, Suchmaschine, Suchmaschinenwerbung, Maps-Dienst, Online Foto Drive und viele andere Dienste, die der Gigant aus Mountainview anbietet, sind auch aus Moskau erhältlich. Und mit Metrica hat Yandex auch sein eigenes Website Tracking Tool. Und das gibt sich in Sachen Funktionsumfang kaum eine Blöße: e-Commerce, benutzerdefinierte Dimensionen, Datenuploads, Segmente, demografische Daten oder Interessen der Besucher. Alles vorhanden. Auch Googles utm-Parameter liest Metrica, anstatt eigene Kampagnenparameter einzuführen.
Webanalyse steht für Messbarkeit und ist die Grundlage für langfristige Erfolgskontrolle und Effizienzsteigerung Ihrer (Online) Marketing Aktivitäten.
Mehr ErfahrenDer Einbau auf der Website erfolgt, wie man das von anderen Tools gewohnt ist: man erstellt sich innerhalb von wenigen Minuten einen kostenlosen Account und lädt ein kleines Code-Snippet auf der Website hoch.
Metrica bietet auch ein eigenes Snippet für den Einbau über ein Tag Management System wie den Google Tag Manager. Tealium hat sogar ein vordefiniertes Tag für Yandex. Daneben bieten einige namhafte Content Management Systeme wie z.B. WordPress, Joomla oder Drupal fertige Plugins.
Zusätzlich zu den aggregierten Berichten liefert Yandex Metrica auch qualitative Reports wie:
Gerade diese qualitativen Tools sind es, die Yandex für viele Websitebetreiber attraktiv macht. Es stellt damit auf jeden Fall eine Alternative zu Hotjar dar, eventuell auch zu fortgeschritteneren Tools wie Crazy Egg oder Click Tale.
Yandex Metrica lässt kaum ein Feature aus, das die kostenlose Version von Google Analytics bietet. Ähnlich wie Google Analytics, das mit seiner Integration in die gesamte Google Welt punkten kann, ist auch Metrica in der Yandex Welt verankert. Die Frage ist nur, wie relevant ist Yandex Direkt im Vergleich zu Google Ads für das eigene Marketing Portfolio? Selbiges gilt für die Suchmaschinen oder Kartendienste der beiden Anbieter. Außerhalb des russischen Marktes ist diese Integration in den Yandex Kosmos nur mäßig interessant, in Russland selbst dafür umso attraktiver.
Einen direkten Connector für Data Studio gibt es nicht, aber man kann die Verbindung über das kostenpflichtige Supermetrics herstellen.
Was Yandex Metrica komplett fehlt: benutzerdefinierte Events. Das wird zwar einerseits durch ein paar standardmäßig erhobene Metriken wie Downloads oder externe Links ausgeglichen, andererseits durch eine maximale Anzahl an Zielen von 200. Statt 20 in Google Analytics. Ziele, wie das Abschicken eines Formulars, können dabei direkt ausgelöst werden, ohne den Umweg eines Events. Dennoch gehen mir die GA Ereignisse ab. Mit ihren drei Dimensionen und einer Metrik können Google Analytics Events eine Menge Information transportieren, andererseits bin ich bei der Anzahl der Events (fast) unbegrenzt.
Hier ist die Yandex-Website eindeutig: es gibt kein Pricing. Yandex Metrica ist komplett kostenlos und ziemlich ohne Limits:
Benefits | Limits |
Traffic | Unlimited |
Number of sites per account | Unlimited |
Support service (email) | Unlimited |
Sampling | None |
Quelle: https://metrica.yandex.com/about/info/pricing, 15.04.2019
Ein kostenloses Tool ohne Traffic Limit und ohne Sampling? Haben wir hier einen Google Analytics Killer? Nicht ganz, denn:
Auch wenn Yandex offiziell ein niederländisches Unternehmen ist: Da die Server in Russland betrieben werden, muss als Voraussetzung eine Rechtsgrundlage für den länderübergreifenden Austausch von personenbezogenen Daten geschaffen werden. Dies kann etwa über den Abschluss der EU-Standard-Vertragsklauseln geschehen. Diese Methode ist erprobt und bewährt, sie kommt regelmäßig auch mit Unternehmen – etwa in Indien – zum Einsatz. Dazu müssen in den ansonsten unverändert einzuhaltenden Verträgen die Kategorien von Betroffenen (“Welche Personengruppen sind betroffen?”) sowie die infrage kommenden Kategorien personenbezogener Daten (z.B. IP-Adresse, E-Mail-Adresse, Name) eingesetzt werden.
Da die rechtliche Situation für Minderheiten in Russland teilweise diametral zur europäischen Rechtssprechung steht, muss im Einzelfall genau geprüft werden, welche personenbezogenen Daten tatsächlich ohne Schaden für die Rechte und Freiheiten der Betroffenen übertragen werden können. Dies gilt speziell – aber nicht nur – für die besonders schutzwürdigen Daten, etwa Gesundheitsdaten, politische Überzeugung oder sexuelle Orientierung. Dazu ist eine Datenschutz-Folgeabschätzung (DPIA – Data Privacy Impact Assessment) erforderlich, welche im Bedarfsfall der Datenschutzbehörde vorgelegt werden muss.
Weiters hat sich Russland – wie China – ein Durchgriffsrecht ermächtigter Behörden auf Nutzerdaten, die in ihrem Territorium verarbeitet werden, reserviert (die USA können dies bei amerikanischen Unternehmen durch den CLOUD-Act weltweit). Die politischen Pläne gehen derzeit in die Richtung, dass sämtliche Daten, bevor diese Russland verlassen, lokal zwischengespeichert werden sollen (Modell China). Ob und wann das geschieht ist fraglich – aber wenn diese Situation eintritt, dann können vermutlich auch die Standard-Vertragsklauseln kein laut DSGVO zwingend erforderliches “adäquates Schutzniveau” garantieren. Im Klartext: Das Service müsste umgehend eingestellt werden.
Und: Wer einige der qualitativen Funktionen wie Replay, das Session Recording Tool, nutzen will, benötigt dafür auf jeden Fall das Einverständnis des Besuchers.
Yandex Metrica bietet ein tolles Paket an Funktionen und Features. Und das alles auch noch kostenlos und ohne Sampling. Prinzipiell gefällt uns Yandex Metrica richtig gut. Mit einer Datenverarbeitungsvereinbarung kann man es auch DSGVO konform einsetzen, aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass sich die Rahmenbedingungen jederzeit ändern können und einen DSGVO konformen Einsatz unmöglich machen. Diese fehlende Nachhaltigkeit macht Yandex Metrica maximal als Zweit-Trackingtool interessant. Wer auf dem russischen Markt aktiv ist, für den ist es aber fast schon Pflicht.
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